“Studio”


Der Begriff „Studio“ kann übersetzt werden mit Eifer, Arbeit und Mühe und bezeichnet im gängigen Sprachgebrauch einen Raum für Kreativität und Vielfalt.

Es handelt sich um eine etwa 260 m² große renovierte Gewerbefläche, welche mit unterschiedlichen „Arbeitsplätzen“ und -utensililen ausgestattet ist. Zudem stellt es durch eine Leinwand, Kickertisch, Küche, Sitzgruppen bzw. Polstermöbel und diverse Beschäftigungsmöglichkeiten eine attraktive Anlaufstelle dar.

Studio ermöglicht den Teilnehmenden ein hohes Maß an Selbstbestimmung. Es obliegt der individuellen Entscheidungsfreiheit, sich an Wertschöpfungsprozessen und Arbeitsleistungen (Nähen von Kleidung, Fahrradwerkstatt, Malerei, Kleinmöbelaufbereitung etc.) zu beteiligen. Durch monetäre Anreize soll die Motivation zu jener Beteiligung gesteigert sowie durch gruppendynamische Prozesse unterstützt werden. Da durch die vielschichtigen Belastungen und biografischen Verläufe eine Gruppenkompatibilität häufig nur eingeschränkt gegeben ist, arbeitet Studio mit einem hohen Betreuungsschlüssel, um potenzielle Eskalationen frühzeitig entzerren zu können.

Die Teilnehmenden werden bei der Auswahl neuer Arbeits- und Tätigkeitsbereiche beteiligt, wodurch die Attraktivität der Beschäftigung erhöht werden soll. Dadurch bietet Studio den jungen Menschen einen Rahmen, innerhalb dessen sie ihre individuellen Talente und Potenziale entfalten können. Die direkte Bezahlung erbrachter Arbeitsleistung führt zu einem Gefühl der Wertschätzung und Selbstwirksamkeit und soll als grundlegendes Element der Erwerbsarbeit den intrinsischen Beschäftigungsantrieb wecken respektive steigern.

Durch die gute Ausstattung, die schöne Atmosphäre und die Möglichkeit, sich Geld zu verdienen, soll Studio allem voran eine attraktive Alternative zum gegenwärtigen Lebenswandel der Teilnehmenden darstellen und die Herauslösung aus den jugendgefährdenden Milieus begünstigen.

Wesentlicher pädagogischer Inhalt der Maßnahme ist zunächst der Aufbau einer verlässlichen, tragfähigen Beziehung und das Gewährleisten eines sicheren Rahmens. Da die Zielgruppe in der Regel bereits umfänglich jugendhilfeerfahren ist, müssen eine Ansprache und ein Umgang gefunden werden, welche nicht direkt mit früheren (gescheiterten) Settings assoziiert werden, um damit die Akzeptanz der Maßnahme zu erhöhen. So ist ein methodischer Ansatz, dem Bedürfnis nach Selbstbestimmung gerecht zu werden und den Teilnehmenden anstelle von Anforderungen mit der Eröffnung von Möglichkeiten zu begegnen.

So haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich Geld zu verdienen, künstlerisch auszudrücken, eigene Ideen oder Konzepte zu entwickeln oder aber auch schlichtweg anwesend sein. Im Zuge jener gemeinsamen, zum Teil selbstgewählten Tätigkeiten soll ein zwangloser Austausch begünstigt und das sukzessive Erarbeiten von Perspektiven forciert werden. So finden exemplarisch während des gemeinsamen Kochens oder Schraubens an einem Fahrrad Gespräche über die Lebenswelt und -lage der oder des oder der Jugendlichen statt.

Das pädagogische Personal initiiert derlei Gespräche „neben der Arbeit“, also beiläufig, und ist damit scheinbar vorrangig durch Interesse und nicht durch Pädagogik geleitet. Ohne das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen, setzen sich die Teilnehmenden niedrigschwellig auf Small-Talk-Ebene mit ihren Lebenswelten auseinander und machen sich diese bewusst. Durch dieses wachsende Bewusstsein in Verbindung mit als sinnstiftend erlebter Beschäftigung und dem Gefühl von Stolz und Wertschätzung soll sich allmählich ein intrinsischer Veränderungswillen manifestieren.

Für vertiefende Informationen wenden Sie sich gerne an uns unter: s.nottermann@juf-kiel.de